Weimar-Fahrt der Q2 vom 29.-31.10.2021
Findet die jährliche Weimarfahrt dieses Jahr statt? Fällt sie auf Grund von Corona aus? Diese Fragen blieben lange ungeklärt, bis am 10.09.2021 endlich die erhoffte Mail von Herrn Steindorff in unseren Postfächern eintrudelte samt Anmeldeformular. Knapp drei Wochen später war es dann auch soweit: Abfahrt nach Weimar! Selbst wenn die Abfahrtszeit gegen 5:50 Uhr morgens Gemurre auslöste, fanden sich alle Schülerinnen und Schüler genauso wie die Lehrer pünktlich am AOK Parkplatz wieder. Kaum im Bus war jegliche Müdigkeit vergessen! Während einige tatsächlich probierten, in den folgenden 6 Stunden Busfahrt Schlaf „vorzuholen“, hielt der Rest dies – gepackt von lauter Vorfreude – für sinnlos. Gegen Mittag rollte unser Bus endlich um die letzten engen Kurven zu unserer Jugendherberge „Maxim Gorki“.
Nach kurzer Verschnaufpause starteten wir bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein in Kleingruppen eine Stadtrallye mitten durch Weimar. Dabei posierten wir neben Goethe und Schiller für „poetische Fotos“, statteten Goethes Wohnhaus einen kurzen Besuch ab und schlenderten durch den Park an der Ilm zur pompejanischen Bank.
Positiv überrascht von der großzügigen Zeitplanung der Lehrer sind nahezu alle Gruppen nach knapp einer Stunde fertig geworden und erkundeten nach kurzem Überlegen vor allem die Weimarer Gastronomie.
Später erfuhren wir, dass wir dank eines kleinen Malheurs von Frau Wilneder „leider“ bloß die Hälfte der Aufgaben für die Rallye erhalten hatten. Wirklich übel nahm es ihr natürlich keiner! Nach der Rallye kehrten wir am frühen Abend zurück zu unserer Jugendherberge, in der wir -sofern wir nicht bereits die Weimarer Küche genossen hatten – zu Abend aßen. Danach reflektierten wir kurz die Ereignisse des Tages, begutachteten die Ergebnisse einiger Gruppen bei der Stadtrallye und ließen den Abend ausklingen.
30.10.2021:
Der nächste Morgen begann im wahrsten Sinne des Wortes recht ruhig. Die meisten von uns schlurften mit einem enormen Schlafdefizit in Richtung Frühstücksraum und hatten sicherlich schon mehrfach den Wecker verflucht, jedoch stand Trödeln – für manchen Mitschüler: leider – nicht auf dem Plan! Stattdessen ein Besuch auf dem Schloss Ettersburg, eine interessante Wanderung durch die Zeitschneise zur Gedenkstätte Buchenwald und anschließend die genauso stark beeindruckende Führung durch das ehemalige Arbeitslager. Sowohl das Schloss als auch die wunderschöne Natur, die es umgab, raubten dem ein oder anderen den Atem.
Den brauchten wir danach auf einer Wanderung durch die Zeitschneise, die sich als anstrengender als gedacht entpuppte. Dicht beieinander marschierten wir den Berg hoch, der trotz strahlendem Sonnenschein ziemlich matschig war, was kein weißer Schuh unbeschadet überlebte. Die Wanderung diente der Verdeutlichung des Kontrasts zwischen Hochkultur und Massenmord. Bevor wir in Buchenwald ankamen, war unser Ziel, dass nur unsere Kleidung und nicht wir selbst einen Schaden davontrugen. Spätestens nach dem Einführungsfilm im ehemaligen Arbeitslager Buchenwald schlug die Stimmung aber immens um. Als die einzelnen Bilder des Arbeitslagers über den Bildschirm flimmerten, die von Berichten einiger Zeitzeugen begleitet wurden, empfanden wir ein mulmiges, bedrückendes Gefühl. Der Film veranschaulichte uns die Funktion des Lagers, das nicht als Konzentrationslager zur Massenvernichtung diente, sondern als Arbeitslager, in dem sich die Insassen zu Tode schuften mussten. Gegen Nachmittag nahmen wir in drei Gruppen an Führungen durch das damalige Arbeitslager teil. Wir wurden eindrucksvoll über die dort geschehenen Grausamkeiten informiert. Wir konnten nur Überreste Buchenwalds besichtigen und mussten auf Grund der derzeitigen Coronasituation Innenräume auslassen.
Allein die Schilderungen unserer Führer schockierten uns schon vollkommen, weshalb uns die Ansicht von außen reichte. Die Vorstellung, wie die Insassen dort behandelt wurden, leicht bekleidet bei den frostigen Temperaturen, ließen uns erschaudern.
Bestürzt und erschöpft stiegen wir am späten Nachmittag in den Bus und waren froh, an einem Zwischenstopp nach Buchenwald nochmal unsere Erlebnisse reflektieren zu können.
Nachdem wir in die Jugendherberge zurückgekehrt waren, kam langsam wieder etwas bessere Laune auf. Gegen Abend besuchten wir gemeinsam den Felsenkeller mit seiner gutbürgerlichen Küche – und man glaubt es kaum: wir stürzten uns alle auf die wirklich leckere Kinderkarte. Dort ließen wir den Abend in zunehmend besserer Stimmung langsam ausklingen.
31.10.2021:
Am Sonntagmorgen machten wir uns bereits in der Früh wieder auf den Heimweg in Richtung Stolberg. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir unseren letzten Zwischenstopp: Erfurt! Dort zog es den Großteil der Stufe in Richtung Altstadt, in der wir unsere knappe Stunde Freizeit genossen. Gegen Vormittag bekam die Stufe eine Führung durch die Stadt, in der uns die Plätze der friedlichen Revolution vorgestellt wurden.
Separat erhielt der Leistungskurs Geschichte mit Frau Schütz eine weitere Führung durch die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, einer ehemaligen Stasihaftanstalt der DDR. Diese erinnerte an die Unterdrückung derjenigen, die sich dem kommunistischen Regime widersetzt haben. Sechs Stunden später trafen wir abends schließlich wieder in Stolberg ein.
Insgesamt waren wir alle sehr von Weimar und den historischen Plätzen mit ihrer Vergangenheit beeindruckt. Wir möchten uns bei Frau Schütz, Herrn Steindorff, Frau Wilneder, Frau Klein und Frau Smith für dieses unvergessliche Wochenende bedanken.
Artikel verfasst von Elisa Gerold