Ein lateinischer Abend nicht nur für „Latin lovers“
220620. Einen vergnüglichen lateinischen Abend bereiteten uns Latein-Schülerinnen und -Schüler der Stufen 8 und 9 zusammen mit ihrer Latein-Lehrerin Frau Mentjes am 14. und 15.06.22 in der Aula des Ritzefeld-Gymnasiums.
Was auch immer man über die Römer weiß oder zu wissen glaubt, letztendlich wird es auch in ihrem Alltag kleinere und größere Kommunikationsschwierigkeiten gegeben haben – und diese finden wie so oft auch im häuslichen Umfeld ihren Ausdruck.
So ist auch denkbar, dass sich Szenen wie Loriots Sketch „Feierabend“ im alten Rom zugetragen haben könnte – wenn auch nicht mit elektrischem Bügeleisen. Hermann (gespielt von Sergej Sychshikov/M. Frey) sitzt im Wohnzimmer im Sessel. Seine Frau Berta (gespielt von E. Graham/L. Wedeking), die im gedachten Nebenzimmer bügelt, fragt ihn, was er denn mache, worauf er antwortet, er mache nichts. Berta fängt an, ihm Vorschläge zu unterbreiten, was er denn machen könne, woraufhin er jedoch dankend ablehnt – er möchte einfach nur da sitzen. Mit der Zeit wirkt Herrmann zunehmend genervt, da Berta ihm einfach keine Ruhe lässt, worauf Berta ihm schließlich Untätigkeit und Aggressivität vorwirft.
Durchs Programm führten charmant und gekonnt J. Degenhardt/I. Schiffers bzw. F. Dreuw/P. Zinner – natürlich teilweise auch in lateinischer Sprache.
Anschließend gewährten E. Welter als Sophia domina und N. Jansen als Sextus servus im Sketch „Dinner for one“ Einblick in das jährlich wiederkehrende Ritual einer Geburtstagsfeier mit virtuellen Gästen und Tigerfell. Wer kennt ihn nicht, den weltberühmten Sketch „Der 90. Geburtstag“, im Original gespielt von May Warden als Miss Sophie und Freddie Frinton in den Rollen des Butlers James, der für die vier leider verstorbenen Gäste Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom einspringt. Das Stück wurde in vielen Sprachen und Dialekten dargeboten, aber in lateinischer Sprache wird es selten aufgeführt. Und so konnte man eine Stecknadel im Heuhaufen fallen hören, so gespannt lauschte das Publikum den Worten der beiden jungen Darsteller, um ja nicht die Pointen und Running Gags zu verpassen.
Da nicht jedem die lateinische Sprache so geläufig ist, half es natürlich enorm, dass die beiden Sketche vielen bekannt waren, so dass man sich wirklich auf die Darsteller, die Sprache und die Umsetzung der Sketche konzentrieren konnte.
In der Pause konnten sich die Zuschauer und Schauspieler im Eingangsbereich ein wenig mit Getränken erfrischen, handbemalte Lesezeichen aus an einem Kompakttag selbst gepresstem und hergestelltem echten Papyrus erwerben und miteinander ins Gespräch kommen.
Vertraute Klänge des Tatort-Intros leiteten schließlich nach der Pause über zum dritten Stück des Abends: „Drei Togen für die Wäscherei“ – ein witzig-komisches Kriminalstück von A. Winkelmann in deutscher Sprache, das der Frage auf den Grund geht, wer Julius Cäsar umbrachte.
Rom im Jahre 710 seit Gründung der Stadt Rom (44 v. Chr.) – Julius Cäsar wurde ermordet. Flavius Maximus (J. Jakobs/P. Dittmeier), ein in Rom lizensierter Privatdetektiv, wird von Cäsars ehemaligem Freund Brutus (K. Sander/S. Baurmann) beauftragt, den Fall zu übernehmen. Cäsars Frau Calpurnia (M.Muhr) hilft ihm mit ihrem penetrant-nervtötenden Gejammere nicht wirklich weiter. Flavius erwischt Senator und Zeugen Marcus Antonius (L. Haller) hinter einer Säule, der jedoch heimtückisch von Brutus umgebracht wird, noch bevor er den Namen des Mörders preisgeben kann.
Flavius hofft, in der Spelunke von Claudius (M. Polzius / J. Jakobs) Informationen zur Ermordung Cäsars zu bekommen. Claudius glaubt, den Mörder zu kennen, bricht aber ebenso wie Marcus Antonius röchelnd zusammen, bevor er den Namen des Mörders aussprechen kann. Brutus, der ahnt, dass noch weitere Zeugen seine schändliche Tat gesehen haben, ist zur Stelle und kann erneut unerkannt zuschlagen.
Schließlich beginnt es Flavius zu dämmern, dass Brutus bei allen drei Morden (Drei Togen für die Wäscherei!) sofort zugegen war, und stellt ihn zur Rede. Brutus gesteht die Morde, bedroht Flavius und flieht. Doch Flavius weiß, wo er Brutus finden würde, und macht sich mit dem Präfekten der Polizei (J. Essler) und zwei Centurionen (L. Sachs/A. Kolewa) und einer neuen Erfindung, dem Megaphon, auf den Weg zum Senat, wo er tatsächlich auf Brutus trifft. Mit Zwiebeln und alten Socken treiben sie Brutus aus seinem Versteck und nehmen ihn fest – Flavius wird frenetisch gefeiert.
Wenn man weiß, dass die jungen Schauspieler diese drei Stücke zusätzlich zum normalen Unterrichtsalltag in monatelangen Vorbereitungen und Proben auf die Bühne brachten, ist die schauspielerische Leistung und das Engagement der gesamten Gruppe umso bemerkenswerter. Dafür bedankte sich das Publikum mit lang anhaltendem Applaus und Lob für diesen amüsanten Abend und zwei gelungene Aufführungen, für die sich alle Schülerinnen und Schüler und Frau Mentjes hoffentlich im Herbst mit einer Fahrt zum „Tatort“ Rom und ein bis zwei warmen Mahlzeiten werden belohnen können.
Fotos: A. Dreuw, C. Welter, M. Leuchter, Dr. O.