Vienna Calling….

oder besser: Einmal mit Profis arbeiten

+++ Die Podcast-Gruppen vom Ritzefeld-Gymnasium in Stolberg und vom Haydn Realgymnasium in Wien trafen sich für die zweite Koproduktion. +++

241101. Für Team Stolberg begann das Projekttreffen 2024 in Wien (07.-11.10.24) mit einer spannenden Anreise. Das  Erasmus+ Programm unterstützt besonders die Green Travel Option. Entsprechend waren für die Reise Zugverbindungen tags und nachts gebucht. Die Rückreise gelang ohne besondere Vorkommnisse. Über die Hinreise sei nur erwähnt, dass eine Baustelle in Belgien, der Köln Marathon und die Hochwasserschäden in Österreich die sehr lange Fahrt sehr kurzweilig machten.

Auf dem Fußweg zum Hotel wurde dann auch im 5. Bezirk das Haydn-Gymnasium an der Ecke Reinprechtsdorfer Straße/Stolberggasse entdeckt. Nach einer langen Reise und einem kleinen Snack am Imbiss um die Ecke, wurden rasch die Zimmer im Vienna Art Hotel zugeteilt.

Tag 1:

Christoph Heher, Leiter der Wiener Podcast Gruppe und Schulbibliothekar, hieß die Stolberger inmitten einer wunderbaren Bücherauswahl herzlich willkommen. Für manche war es nach der ersten Zusammenarbeit im Juni 2024 ein freudiges Wiedersehen.

Bibliotheken sind besondere Orte mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Sie strahlen Ruhe aus und viele Regale und Bücherrücken wirken sich positiv auf die Raumakustik aus. Der ideale Raum für eine Podcastproduktion. Durch praktische Rollen unter den Regalen, war eine flexible Nutzung in verschiedenen Arbeitsphasen gegeben.

Nach ersten Absprachen starteten wir mit den Wiener Linien vom Matzleinsdorfer Platz – eine der schönsten U-Bahn Baustellen Wiens – zum TV Sender PULS4. Dort erhielten wir eine Senderführung durch die TV Studios und in den Redaktionsräumen gab es erste Einblicke in das journalistische Arbeiten. Im anschließenden Workshop lernten wir bei Moderatorin Viktoria Ambros wie man sich auf ein Interview vorbereitet und die journalistische Arbeit organisiert. Da Arina und Kathi im Anschluss das Gelernte in einem Interview mit der PULS4 Nachrichtensprecherin ausprobieren durften, hatten wir direkt unsere ersten Aufnahmen „auf Band“. Das Ergebnis ist im ersten Teil der Podcast Episode zu hören.

Tag 2:

… begann mit einem Stück Sacher Torte für alle. Da Emily Geburtstag hatte, überraschten die Wiener sie mit dem berühmten Schokokuchen. Ur-lecker.

Planung und Vorbereitung der Episode standen nun im Mittelpunkt. Wie sich zeigte, sollte sich die gründliche Strukturierung und Dokumentation der anstehenden Schritte, die Verteilung der Aufgaben und Einteilung in Arbeitsgruppen auszahlen. Ein Dank geht an Frau Caelers, die die geplanten Schritte für alle nachvollziehbar auf großen Plakaten darstellte.

Tag 3:

… war aufregend, informativ, spannend und sehr ertragreich. Während zunächst die Frage im Raum stand, ob die Episode in der gegebenen Zeit fertig werden könnte, war am Ende eines sehr vollen Tages klar: Wir werden es schaffen und es wird eine interessante Episode. Ein Teil der Gruppe sammelte in einer Straßenumfrage Meinungen zur Nationalratswahl, die in Österreich gerade erst stattgefunden hatte. Der andere Teil führte in der Bibliothek des Haydngymnasium per Internetverbindung das Interview mit dem Investigativjournalisten Franz Miklautz. In den ersten Minuten kämpften die SchülerInnen zwar noch mit technischen Problemen. Spontan und besonnen gingen die Interviewer aber mit anfänglichen Echos in der Leitung um. Völlig unbeeindruckt von der technischen Situation führten sie dann ein gut vorbereitetes Gespräch. So konnten wir den Justizskandal in den Miklautz verwickelt war, inhaltlich aber auch auf der persönlich-emotionalen Ebene nachvollziehen. Vielen Dank an Franz Miklautz: Durch seine Auskünfte  über die Causa Miklautz (https://orf.at/stories/3321214/), konnten wir viel über die Bedeutung einer Freien Presse für die demokratische Gesellschaft lernen. Das Ergebnis ist im Mittelteil von Episode II: Pressefreiheit zu hören.

Am Abend ging es für die Stolberger Gruppe zum Prater. Dass es so etwas wie den Öcher Bend 365 Tage im Jahr geben kann, begeisterte die Stolberger SchülerInnen. Geführt von Benno und Hanna aus Wien wurden viele Fahrgeschäfte ausprobiert. Auch Herr Horbach holte sich kopfüber hängend eine Portion blauer Flecken. Beim Hau-den-Lukas Stand war der Spaß schließlich am größten. Für 50 Cent konnte Julius beweisen, dass er die besten Argumente hatte. 😉

Tag 4:

Schneiden, schneiden und nochmals schneiden. Unser letzter Arbeitstag bot ein Bild für Technik Nerds. Auf zwei Räume verteilt saßen viele kleine Arbeitsgruppen mit Laptops und Kopfhörern, um zu „cutten“ was das Zeug hält. Die Postproduktion – also alles, was nach den Aufnahmen kommt – dauert deutlich länger als die Zeit vor dem Mikrofon. Und es sind Geduld, Fleiß, Genauigkeit und Ausdauer gefragt. Aber auch diese Arbeit kann Spaß machen und so fanden sich in unserer Gruppe SchülerInnen, die das Schneiden sehr gerne und entsprechend gut übernahmen.

Abschied
Nachdem das Werk vollbracht war, feierten wir abends unser Projekt, uns selbst und die Höhepunkte der österreichisch-deutschen Zusammenarbeit. Im Restaurant „Aromat“ – einer echten original französischen Creperie – wurden Geschenke ausgetauscht, gemeinsame Erinnerungen geteilt, viel gelacht und viele Abschiedsgrüße ausgesprochen. Und dann waren sich alle einig, dass wir uns für Episode III wieder zusammenfinden wollen.

Kulturverdrossene Schüler in der Weltstadt Wien? — Nein!

An den Abenden unserer Projektwoche war Raum für Kultur und Freizeit. Die begleitenden Lehrer Lioba Caelers und Thomas Horbach, hatten bewusst keine Vorgaben oder Programmplanungen für die freien Zeiten im Voraus festgelegt, sondern auf das Interesse und die Vorlieben der SchülerInnen gesetzt. So stellte sich Team Stolberg ein eigenes Rahmenprogramm zusammen und die Lehrer standen als Stadtführer und Routenplaner bei Bedarf zur Verfügung. Montags waren City und Shopping (LPs im urigen Plattenladen und 2nd Hand Kleidung) natürlich erst mal wichtiger als Kunst und Kultur. Am Dienstag aber wurden die Kunstausstellung im Schloss Belvedere, die Architektur und der Schlossgarten bei fantastischem Sonnenschein bewundert. Am Donnerstag spazierten Stolberger und Wiener Schüler gemeinsam zum Wiener Stephansdom.

Da die Gruppe aus Stolberg erst am Freitagabend per Nachtzug abreiste, blieb noch ein ganzer Tag, um Wien zu erkunden. Auch dabei bewiesen die Schüler Sinn für Kunst und Kultur und steuerten zielstrebig die Albertina, Wiens großes Kunstmuseum an. Eine Chagall Ausstellung und Werke von Monet und Picasso wurden ebenso in Augenschein genommen wie die monumentalen, hyperrealistischen Kohlezeichnungen von Robert Longo.

Nach einem wunderbaren Freitag packten wir schließlich unser Gepäck und machten uns auf den Weg zum Bahnhof und der ÖBB Night Jet brachte die deutsche Schülergruppe in das graue Aachen zurück. Green Travel heißt den Planeten und die Umwelt schützen. Green Travel heißt für manche aber auch bei einer Größe von 1,84 m in einem 1,80 m Bett zu schlafen – schwierig. Im Kampf gegen den Klimawandel muss man auch eine unbequeme Nacht ertragen können. Und für das Podcast Projekt erst recht. Stay tuned – stay european!

Text und Fotos. T. Horbach