Weimarfahrt 2024

19.02.24 Am Mittwoch, den 24.01. machten sich die Geschichtskurse der Q1 und der Q2 auf den Weg nach Weimar, um dort die Kenntnisse über vergangene Zeiten, besonders über den Nationalsozialismus, zu vertiefen. Gegen 5 Uhr morgens trafen wir uns also alle (natürlich hellwach, motiviert und pünktlich) vor dem Bus und starteten in unsere „Zeitreise“. Einige Differenzen bei der Verteilung der Zimmer führten während der Busfahrt kurzfristig zu einer Krisensitzung, die jedoch erfolgreich endete. Nachdem also diese Differenzen bereits zu Beginn der Fahrt sowie zwei Pausen hinter uns lagen, erreichten wir unsere Jugendherberge „Germania“, wo wir erst einmal unsere Koffer abstellen konnten. Danach machten wir uns auf ins Zentrum von Weimar. Den Weg dahin kann man schon fast als Frühsport bezeichnen, denn einige mussten sich wirklich bemühen, bei dem wirklich ziemlich zügigen Tempo von Herrn Mischlewitz und Herrn Schumann mitzuhalten. Als wir schließlich alle am Theaterplatz angekommen waren, begaben sich die meisten von uns auf eine Stadtrallye, um Weimar kennenzulernen, einige wenige mogelten sich allerdings gemeinsam mit den Lehrern in die „Anna Amalia Bibliothek“. Wenig später konnten wir dann auch unsere Zimmer beziehen und jeder lies den Abend für sich gemütlich ausklingen.

Am Donnerstag, den 25.01. haben wir uns dann nach dem Frühstück auf dem Weg in Richtung Buchenwald gemacht. Zu Beginn der gebuchten Führungen wurde uns erst einmal erklärt, wie das Lager aufgebaut war. Danach haben wir verschiedene Stationen des Lagers besucht, wie z.B. das Bärengehege im Zoo, welches zur Freizeitgestaltung der Wachmannschaften direkt am Lagerzaun angelegt wurde, die Bunkeranlage, in der Häftlinge Tage oder Wochen in Einzelhaft verbringen konnten, das Lagertor mit seiner Inschrift „Jedem das Seine“, der Appellplatz des Lagers, sowie die ehemalige Kantine, in der ein großes Modell des Lagers aufgebaut war. Dort konnten wir uns aufwärmen und haben über die Geschichte des Lagers mit unserem Guide ins Gespräch kommen können. Vorher machten wir allerdings noch kurz Halt an einem Gedenkstein auf dem alle Nationen zu lesen sind, aus denen Menschen in Buchenwald inhaftiert waren und welcher immer auf Körpertemperatur gewärmt wird, um auch das Gedenken an diese Opfer am Leben zu erhalten.

Nach der Kantine ging es für uns zum Krematorium. Wer sich bis hierhin noch nicht bedrückt gefühlt hat, hat es spätestens beim Betreten des Krematoriums. Nach dem man durch das Obduktionszimmer gegangen ist, erwartete einen das Bild eines Leichenberges kurz nach der Befreiung des Lagers. Hier wurde einem spätestens dann richtig bewusst, wie schlimm es wirklich in solch einem Lager gewesen sein muss. Nach diesem „Vorraum“ ging es dann zu den Öfen. Hier sind einem die Gräueltaten der Nazis erneut sehr bewusst geworden. Nach dem Krematorium war unsere Führung schon fast zu Ende. Bevor wir uns aber von unserem Guide verabschiedet haben, ging es für uns noch in ein nachgebautes Arztzimmer, dass eine versteckte Genickschussanlage beinhaltete. Nach der eigentlichen Führung konnten wir uns dann noch eigenständig das Museum auf dem Gelände anschauen. Hier hat man dann auch noch so einiges erfahren und jeder konnte sich nochmal ein eigenes, persönlicheres Bild von der Thematik machen. Auf dem Rückweg zur Jugendherberge haben wir auch noch am vom DDR-Regime errichteten Mahnmal für die Opfer Buchenwalds angehalten. Nach diesem spannenden Vor – und Nachmittag hatten wir bis zum Abend etwas Freizeit. Abends ging es dann für uns als Abschluss ins Gasthaus Felsenkeller, in dem wir gemeinsam das Erlebte des Tages besprechen, verarbeiten und diskutieren konnten.

Am Freitagmorgen (25.01.) mussten wir uns auch schon wieder von unserer Jugendherberge verabschieden, denn nach dem Frühstück hieß es für uns: Ab in den Bus und zurück nach Stolberg-allerdings mit einem kleinen Zwischenstopp in der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, wo wir die ehemalige Stasi-Haftanstalt in der Andreasstraße besuchten. Mehr als 5.000 Menschen wurden hier bis zum Ende der DDR aus politischen Gründen inhaftiert. Zu Beginn reichten schon kleinste Vergehen, wie beispielsweise das Beschmieren von Abbildungen kommunistischer Politiker, um dort inhaftiert zu werden, nach dem Bau der Mauer waren Fluchtversuche der häufigste Grund für eine Inhaftierung. Nachdem uns einiges erzählt wurde, bekamen wir auch selbst die Möglichkeit, uns ein Bild von der Unterdrückung, dem Überwachungssystem und dem Widerstand zu machen, von dem Thüringen zur Zeit der DDR geprägt war. Nicht nur Berichte von Zeitzeugen, sondern auch auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichten im Stil einer Graphic Novel halfen uns beim Verstehen dieser Zeit. Zum Schluss ging es für uns dann in die Zellen, die heute teilweise noch gut erhalten sind und auch dort konnte verdeutlicht werden, wie hart die Lebensbedingungen als Häftling dieses Gefängnisses waren und wie sehr die Insassen unterdrückt wurden. In dem Moment waren vermutlich die meisten von uns froh, in einer anderen Zeit geboren zu sein und das alles nicht miterlebt zu haben.

Nachdem die Führungen beendet waren und jeder sich irgendwo etwas zu essen besorgen konnte (beispielsweise eine Thüringer Rostbratwurst), machten wir uns nun wirklich auf in Richtung Stolberg und verbrachten eine sehr entspannte Busfahrt nach Hause. Diese drei Tage haben gezeigt, wie wichtig und wertvoll es sein kann, Geschichte vor Ort, an historischen Stätten zu erleben. Diese Erfahrungen und Eindrücke werden uns unser Leben lang begleiten.

Text: N. Kirch, L. Mehl, Fotos: A Mischlewitz