Eine forensische Reise durch Millionen Jahre Menschheitsgeschichte
Q2-Wandertag als Bildungstag im Neanderthal Museum Mettmann
20.02.02. Am Donnerstag, dem 30.01.20, nutzte die gesamte Jahrgangsstufe Q2 den letzten Wandertag ihrer Schullaufbahn, um das in den zurückliegenden Wochen erworbene Wissen zur Humanevolution durch einen Besuch im Neanderthal Museum in Mettmann zu vertiefen. Diejenigen, die das Fach Biologie nicht mehr belegten, kamen aber auch auf ihre Kosten. Nach der kurzfristigen Verständigung, wo denn der Bus mit den Leuten abfährt, die das interessiert, gestalteten sich An- und Abreise im Doppeldeckerbus problemlos und ohne Staus dies- und jenseits des Rheins.
In insgesamt drei Fachführungen wurden die Schüler „zeitversetzt“ durch das Museum geleitet, um ihnen an ausgewählten Stationen die Menschheitsentwicklung nach aktuellen Erkenntnissen näher zu bringen. In detektivischer Manier begaben sich die Gruppen auf paläoanthropologische „Spurensuche“ und machten sich zunächst mit den notwendigen Methoden zur Lösung des Puzzles der Menschheitsgeschichte, die nur durch das Zusammenwirken verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen erforscht werden kann. Zu den Puzzlestücken, die an Ausstellungsstücken vertieft wurden, gehörten die Werkzeugtechnologie, Nahrungszusammensetzung, die Gehirn- und damit verbunden auch die Sprachentwicklung, aber auch genetische Untersuchungsergebnisse. Nichtsdestotrotz gibt es noch zahlreiche Fragen um die tatsächliche Einordnung des Homo sapiens neanderthalensis in das verwandtschaftliche Geflecht der Gattung Homo, die bis heute nicht zweifelsfrei zu beantworten sind.
Sie alle liefern uns eine moderne, nicht geradlinig, sondern wie die Zweige eines Busches nebeneinander velaufendende Sicht auf unsere Ahnen, die als „Stammbusch der Menschheit“ bezeichnet wird, welcher durch naturgetreue und lebensechte Nachbildungen einzelner Vertreter der Gattung Homo anschaulich dargestellt wurde. Am fossilen Abguss des Turkana Boys (Homo ergaster bzw. erectus) wurden die durch den aufrechten Gang bedingten Veränderungen am Skelett verdeutlicht. Schließlich wurden die zuvor gesammelten Erkenntnisse an einer Afrika-Karte zusammengeführt, die die Ursprünge der Menschheit nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich verortet.
Viele Schüler bestaunten auch die überdimensionale Sanduhr, die die zeitliche Dimension der Menschheitswerdung veranschaulichen soll, einige machten sich Gedanken über die Technik, mit der der herunterrieselnde Sand wohl immer wieder nach oben transportiert und aufgefüllt wird.
Die Fachführung endete mit der Betrachtung des Neanderthaler-Fundes aus dem Jahr 1856, einem fast vollständig erhaltenen Skelett eines Mannes, der ganz in der Nähe des Museums im Neanderthal vor ca. 42000 – 40000 Jahren gelebt und den man zunächst fälschlicherweise für einen durch Karnkheit „deformierten“ Menschen gehalten hatte. Abschließend wurde die Frage des Verschwindens vor ca. 30.000 Jahren anhand verschiedener Hypothesen diskutiert und die Bezeichnung Homo neanderthalensis unter Berücksichtigung des im Jahr 2008 erfolgten Nachweises von 1 – 4 % Neanderthaler-Genen in uns neu überdacht. Das lebensgroße Modell des „Herrn im grauen Anzug“, der uns von der gegenüberliegenden Seite der Ausstellung beobachtete und das unsere Nähe zu den Neanderthalern verdeutlichen soll, könnte den ein oder anderen allerdings bewegen, an eine Verschwörungstheorie zu glauben: „Sie sind immer noch unter uns!“ Vielleicht war das der Grund, warum sich einige halbstarke Homo sapiens spaiens in der Gladiatoren-Sonderausstellung mit Helm, Schild und Schwert bewaffneten und „spielerisch“ aufeinander eindroschen…
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